Der ND Filter hat eigentlich nur einen Zweck: Er soll das Bild abdunkeln. ND steht für neutral density, was neutrale Dichte auf deutsch heißt. Man kann ihn aber auch Graufilter nennen. Viel wichtiger ist allerdings was er macht: Er dunkelt das Bild ab. Diese Filter gibt es in verschiedenen Stärken, in Dichtegraden um genau zu sein, in verschiedener Ausführung - als Schraubfilter zum Beispiel oder als Steckfilter. Ja sogar manche Kameras haben die ND Filter bereits integriert und in variabler Form treten sie auch auf. Letzteres ist für die Filmer unter uns sehr interessant. Doch wie verwende ich den Filter genau und vor allem wozu will ich das Bild abdunkeln?
Warum soll ich das Bild zusätzlich abdunkeln?
es ist sonnig draußen und du möchtest offenblendig fotografieren, aber deine Verschlusszeit geht nicht kürzer
du möchtest eine Langzeitbelichtung machen
in der Videografie benötigst du (nicht immer, aber als Faustregel) eine Verschlusszeit "1/(Hälfte der Framerate)". Filmst du also mit 25fps, dann solltest du die Verschlusszeit auf 1/50s setzen, um ein möglichst natürliches Bewegtbild zu erhalten. Für diese Konstante empfehle ich einen variablen ND Filter
Hier zeige ich dir in einem praktischen Beispiel, wie ich die Filter anwende:
Bei Langzeitbelichtungen muss es auch nicht immer ein Wasserfall, das Meer oder sonst welche Fontänen sein. Du kannst auch mit Langzeitbelichtungen über 30 Sekunden hinaus wunderbar dynamische Wolkenbewegungen einfangen oder einen belebten Stadtkern menschenleer gestalten. Das spart unheimlich viel Zeit in der Nachbearbeitung - ja, wenn es denn überhaupt dann machbar ist.
Was gibt es für ND Filter und was bedeutet ND1000 oder ND3.0?
Der ND1000 Filter lässt sich für mich am einfachsten berechnen: Er dunkelt das Bild um 10-Stops ab, also um 10 Blendenstufen. Hast du jetzt beispielsweise einen Bildausschnitt gewählt bei Blende 8, ISO 100 und einer Verschlusszeit von 1/200 und montierst jetzt deinen ND1000 Filter, dann verdoppelt sich die Verschlusszeit 10x bei gleicher Blende und gleichem ISO. Mit Filter hast du also eine Verschlusszeit von etwa 5 Sekunden.
Das gleiche mit einem ND64 Filter, der das Bild um 6 Blendenstufen abdunkelt, fordert eine 1/3 Sekunden Belichtung.
Wenn du dir nicht sicher bist mit der Belichtung, weil du zum Beispiel über 30 Sekunden im Bulb Modus bist, dann empfehle ich dir die App von NiSi Optics: NiSi Runner. Dort kannst du ganz einfach deinen Filter eintragen und welche Belichtung du ohne Filter gehabt hättest und schon wird dir eine Zeit, ja sogar ein Timer angeboten.
Was benötige ich für eine Langzeitbelichtung?
ND Filter (ND8, ND64, ND1000. Verlaufsfilter)
Stativ
ggf. Fernauslöser für längere Belichtungen als 30 Sekunden
Kamera
etwas sich bewegendes (Wolken, Wasser, Autos, Bewegungen von Menschen) und etwas starres, damit man die gewünschte Dynamik bekommt
Du kannst Wasser und Wolken auch kombinieren, das erzeugt noch mehr Dynamik:
Siehst du das große Containerschiff, welches in der Zeit durch das Bild gefahren ist? Ich nicht.
Weitere Beispielbilder:
Was mir besonders an dieser Art der Fotografie gefällt, man geht gezielter an sein Bild heran und schießt nicht hunderte Fotos, in der Hoffnung, dass das Eine dabei ist. Man überlegt genau, erarbeitet die Komposition, berechnet die Zeiten und wartet den richtigen Moment ab. Das entschleunigt sehr.
Wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, dann freue ich mich, wenn du mir ein gefällt mir oder Kommentar da lässt. Und ganz besonders natürlich über etwas für meine Kaffeekasse.
Bis zum nächsten Mal,
Joris.
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